URBAN HACKING. Cultural Jamming Strategies in the Risky Spaces of Modernity.

11.09 - 13.09. 2009
jeweils 14-19 Uhr
RaumD, quartier 21, MQ, Museumsplatz 1, 1070 Wien

Livestream: http://www.ustream.com/channel/raumd

Der urbane Raum ist heiß umkämpft, Zeichenträger werden vereinnahmt, neue
Strukturen geschaffen. Die Netzkultur tritt an die Stelle der klassischen Gegenkultur und verlagert ihre Aufmerksamkeit auf das sich rasch verändernde Lebensgebiet „Stadt“. Mit neuen Mitteln und auf neuen Wegen werden aktuell gebliebene Fragen aktualisiert, wird die zentrale Frage nach Machbarkeit und Lebbarkeit kultureller Widerständigkeit unter dem Druck des Marktes und einer konservativ ausgerichteten Kulturpolitik neu gestellt – und immer wieder neu zu stellen sein. Hier, an diesem prekären Zeitpunkt, hakt das diesjährige paraflows Symposion ein. Wir stellen Fragen, wir geben Antworten, wir nehmen unsere Verantwortung ernst.

Anschließend an das erfolgreiche Vorläufersymposion im Herbst 2008 steht das
diesjährige unter dem Motto des Urban Hacking, versucht sich also an einer konstruktivkritischen Auseinandersetzung mit kulturellen Praktiken des (Auf-)Begehrens, der Resignifizierung und subversiven Indienstnahme. Der städtische Raum und die Kulturtechnik des ‚Hackens’ bieten dabei die Spannungspole für die Untersuchungen der historischen und aktuellen Strategien kulturell fundierter Widerständigkeit. Dem unscharf anmutenden Überbegriff des Urban Hacking und dem damit angesprochenen kreativen Umgang mit dem städtischen Lebensraum soll mittels einer Aufgliederung in drei thematische Panels beigekommen werden; die analysierten Beispiele werden dabei nicht nur den status quo des Existierenden reflektieren, sondern auch zu einer Diskussion über die noch offenen Optionen – also über die weiterführenden Möglichkeiten oder Begrenzungen dieses Diskurses – beitragen und einladen. Spezialistinnen und Spezialisten des jeweiligen Fachgebiets werden in den entsprechenden Panels referieren und auch die (positive/negative) Vernetzung der Begriffe und Ansätze evident werden lassen.

Das dreitägige Symposionsprogramm, das von einem Film- und Theaterprogramm begleitet wird, entspricht den thematischen Schwerpunkten Urban, Hacking und Risiko. Im Panel Urban werden die raumtheoretischen und mediengeographischen Bedingungen und Konditionen des Austragungsortes Stadt umrissen. Die Beiträgerinnen und Beiträger werden etwa auf die semiotisch begründete Verschiebung von Ort und Raum eingehen oder raumgebundene Fragen der Adaption und medienübergreifender Phänomene und Artefakte beleuchten. Die historische Entwicklung der Guerilla Art oder die Möglichkeiten von Kunst im öffentlichen Raum werden hier im Zentrum stehen.

Der darauf folgende Tag wird ganz im Zeichen des vielschichtigen Begriffs Hacking stehen. Das zweite Panel wird folglich auch Herkunft, Strukturen und evolutionäre Stränge des Überbegriffs untersuchen. Ausgehend von Fragen der Technik und der Technologie wird auf weiterführende, auf dem Hacking fußende Begriffe und Theorien eingegangen, welche bereits wesentlich die Debatten um die Optionen auf kulturelle Widerständigkeit beeinflusst haben. Beispiele hierfür wären etwa Programme Code Poetry oder der Einsatz recodierender Strategien in den Bildenden Künsten.

Der dritte und abschließende Tag wird um die Momente des Risikos und des „Sich-aufs-Spiel-setzen“ kreisen. Städtischer Raum und Modernediskurs bedingten und bedingen einander, führten auch zu künstlerisch inspirierten und philosophisch unterfütterten Vorgehensweisen, sich zu sperren, Grenzen zu überschreiten und Diskussionen über das angeblich zu Akzeptierende anzufachen. Den Bedingungen historischer und aktueller Taktiken des Transgressiven wird - unter Bezugnahme auf diese Aspekte - nachgegangen. Neben avantgardistischen Taktiken werden auch genderspezifische Fragen und die Optionen eines öffentlichkeitswirksam diskutierten Pornographiediskurses
wesentliche Bestandteile des Angebots darstellen.

Eine Abschlussdiskussion wird die Zwischenergebnisse der Tagung verdeutlichen und zusammenfassen, erneut dem Publikum die Möglichkeit zur Partizipation geben und ein weiteres Bindeglied zur Ausstellung und zum Workshop-Teil von paraflows fungieren